Verkostungsnotiz von vom 04.04.2023, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Als dieser Champagner 1988 erstmals veröffentlich wurde, hieß er Vieille Vigne de Cramant. Da die
Larmandiers aber ständig Cramant erklären mussten, weil es als Crémant verstanden wurde, haben
sie diesen Einzellagenwein irgendwann umbenannt, der Parzellenname dieser Cuvée lautet nämlich
Bourron du Levant. Levant bedeutet Osten, und die Weinbergsparzelle profitiert von den ersten
Sonnenstrahlen am Morgen. Die alten Rebstöcke sind zwischen 56 und mehr als 80 Jahren alt. Die
Trauben werden sanft gepresst, der Saft wird leicht geklärt und kommt dann direkt ins Holz. Die
alkoholische und die malolaktische Gärung beginnen spontan in Stockinger-Fässern und -Fudern.
Die Weine reifen im ersten Jahr auf der Hefe, ohne dass sie gefiltert oder geschönt werden. Die Tirage
findet im Juli statt. Es gibt keinen Verschnitt mit anderen Jahrgängen und mit anderen Terroirs. In den
Flaschen reift der Champagner sieben oder acht Jahre sur lattes. Jede Flasche wird sechs Monate vor
ihrer Freigabe von Hand degorgiert. Die Dosage liegt bei 2 Gramm.
goldgelb mit sehr feinem Mousseux
Von allen Weinen, die man bei Larmandier-Bernier findet, ist der Vieille Vigne der Opulenteste. Das
liegt am Terroir von Cramant und der langen Reife des Weines. Der Wein verfügt über eine beeindruckende
Substanz an Festigkeit, Tiefe und Opulenz, die aber immer strukturiert wirkt, als wäre sie in eine
bestimmte Form gegossen. Es duftet verführerisch nach reifen und teils sogar getrockneten Aprikosen,
nach Mirabellen und Birnen, Kamille und Heublumen, Brioche und Karamell mit Eichenholz und Vanille.
Dazu gibt es einen Hauch Virginia-Tabak, Kardamom und kühles Gestein.
Am Gaumen ist das ein köstlicher, verschwenderischer Champagner. Die Fruchtintensität ist fantastisch,
ohne üppig zu wirken. Tatsächlich macht die Säurestruktur sie fast schwerelos. Hier gibt es Noten von
Hefe, Honig, Ingwer und Kardamom, von jeder Menge reifer Steinfurcht und einer Mischung aus Zitronen,
Kumquats und Grapefruits. Das wirkt so intensiv, so cremig und so weinig, als wäre man irgendwo in
Puligny-Montrachet, nur dass die lange Lagerung dem Champagner ein sehr feines und zugleich
prägendes Mousseux verleiht. Zudem sorgt der Kreideboden nicht nur für den notwendigen Säurenerv,
sondern auch für die mineralische Vibration. Trotz aller Fülle ist der Wein ungemein präzise und komplett.
Ein faszinierender Blanc de Blancs.
Speiseempfehlungen von Christoph Raffelt:
- Filet und Farce vom Kalb im Blätterteig in Champagnersauce und Trüffelsud
- Seezunge und Kaisergranat mit glasiertem Chicorée und Beurre blanc
- Junger Waller mit gedämpften Gelben Rüben, Pollen und Holunder