Wachau Im Weingebirge, Grüner Veltliner Smaragd trocken , 2015, 750ml
Verkostungsnotiz von vom 02.05.2023, Copyright Sebastian Bordthäuser und Vinaturel:
Der Nikolaihof ist der älteste Winzerbetrieb Österreichs, dessen Geschichte zurückreicht bis 63. n. Chr. Nach der
Säkularisierung Ende des 19. Jahrhunderts ging der Betrieb in Besitz der Familie Saahs über, 2005 übernahm
Nikolaus Saahs die Betriebsleitung. Seit 1971 arbeitet der Nikolaihof nach biodynamischen Grundlagen, was in der
Demeter-Zertifizierung mündete. Seitdem heisst es Brennnesseljauche, Baldriantropfen, Schachtelhalmtee und eigens
angesetzte Präparate statt Herbizid, Pestizid oder Fungizid.
Die Trauben für diesen Smaragd wachsen in der Lage Im Weingebirge, einem Weingarten, in den sich vor 1500 Jahren
schon der heilige Severin zum Gebet zurückgezogen hat. Die Böden bestehen dort aus Lehm, Löss und Paragneis. Die
Trauben vergären spontan mit eigenen Hefen, der Most wird für dreieinhalb Jahre im großen, alten Fass ausgebaut bevor
er mit 2,1 Gramm Restzucker und 5,9 Gramm Säure gefüllt wird. Der Wein sollte rechtzeitig vorm servieren dekantiert
werden, auch die großen, teuren Gläser sind hier das Gebinde der Wahl.
Farbe:
Sattes Goldgelb mit lindgrünen Reflexen.
Nase:
Die Reife im Wein ist das Haupt-Parameter des 2015 Im Weingebirge Grüner Veltliner Smaragd vom Nikolaihof.
Die charakteristische Nase ist ausgeprägt, auch das Prädikat Smaragd liegt auf der Hand. Dazu kommen aparte
Aromatik, die von einer Reife ohne Alterung erzählen. Trotz seiner Größe hat er etwas jugendliches, nassforsches,
was durch die Rebsorte, Herkunft und Ausbau geerdet wird. Mit kühler Frucht erinnert er an die speckig glänzende
Schale der Quitte, helles Tabakblatt und Muskatblüte, getrocknete persische Limette und Zitronen-Hühnchen aus
dem Ofen komplettieren den Auftritt und versprechen gehobenes Veltliner-Vergnügen.
Mund:
Es gibt Personen, die betreten eine Raum, und er scheint angenehm gefüllt ob ihrer Persönlichkeit. Ebenso verhält
es sich mit diesem Wein: Ein Schluck transportiert ein Höchstmaß Kontemplation, Gelassenheit und Ruhe. Mit
enormer Präzision und Nonchalance fliesst er in seiner ihm eigentümlichen Ruhe von Antrunk bis ins Finish. Nichts
Vorlautes hat er an sich, sondern zeichnet sich durch stillschweigendes Understatement aus. Die seidige Frucht ist
viskos unterfüttert, die Phenolik feingliedrig wie Seide. Für den jetzigen Genuss gehört er in die Karaffe sowie ins große
Glas, am besten jedoch in den Keller für weitere Jahre der Entwicklung.